Nachdem in den Anfangsjahren unterschiedliche Räumlichkeiten in Lauterbach zu Übe- und Lagerzwecken genutzt wurden, konnte die Lauterbacher Trachtengilde durch einen glücklichen Umstand im Jahr 1992 die ehemalige Bahnhofsgaststätte im Bahnhof „Lauterbach (Hess) Nord“ mieten.
Nach umfangreichen Umbau- und Renovierungsmaßnahmen entstand in Eigenarbeit die heutige, gemütlich eingerichtete Gildestube als Übungsraum der Gruppen mit Theken- und Küchenbereich. Der ehemalige „Wartesaal III. Klasse“ wurde zu einem Trachtenraum zur Unterbringung von Trachten und anderem Vereinsinventar eingerichtet. Im Keller befanden sich Vorrats- und Lagerräume sowie ein großzügiger Kühlraum. Eine umfangreiche technische und gastronomische Infrastruktur, die sich auch zum Ausrichten von kleineren Feierlichkeiten eignet, war ebenfalls vorhanden.
Es folgten 2 Dekaden mit einer unbeschwerten Zeit in diesen Räumlichkeiten, die viel Atmosphäre und Flair hatten, die Geschichte atmeten, schlussendlich die einfach vortrefflich zum Verein passten.
Auch nachdem die DB das Bahnhofsgebäude Ende 2013 an einen externen Investor verkauft hatte, passierte erst einmal nichts. Im Frühahr 2016 schlug daher die Kündigung zum 30. September 2016 wie ein Blitz aus heiterem Himmel ein. Neben Gesprächen mit der Stadt Lauterbach und dem Bürgermeister mit dem Ziel der Unterstützung wurden mögliche Objekte für das künftige Vereinsleben gesucht. Im Sommer 2016 erfuhr die Vereinsführung dann, dass die Reinickendorfschule zum Schuljahresbeginn 2016/2017 vom Standort Eichberg in Lauterbach nach Angersbach umziehen solle. Daraufhin wurde der Kontakt zum Amt für Schulen und Liegenschaften des Vogelsbergkreises geknüpft, denn dieses Objekt stach unter allen anderen Alternativen ganz besonders und deutlich hervor.
In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 27. Juli 2016 haben sich die Vereinsmitglieder zu weiteren Verhandlungen mit dem Vogelsbergkreis ausgesprochen und den Vorstand beauftragt, diese Möglichkeit voranzutreiben, um der Lauterbacher Trachtengilde hier eine Perspektive für die weitere Vereinsarbeit zu schaffen. Schnell wurden sich anschließend die heutigen Vertragspartner einig, und es konnte mit den Planungen begonnen werden.
Die folgenden Monate ab dem 27. August 2016 waren gekennzeichnet durch umfangreiche Arbeitseinsätze, um den neuen Räumen hier in der Schule einen wohnlichen Charakter zu geben. Ideen über Ideen wurden zunächst diskutiert, bewertet und etliche wieder verworfen, bis endlich ein Konzept entstanden war, wie die neuen Räumlichkeiten genutzt werden und aussehen könnten.
Am Ende sollte dann ein Trachten- und Lagerraum, die Gildestube mit Küche und ein Tanzsaal mit separatem Tisch- und Stuhllager in einem neuen Gewand entstehen. Glücklicherweise waren alle Mitglieder guter Dinge und mit überaus großem Engagement dabei, die neue Gildestube wiederum einladend und ansprechend zu gestalten. Immer wieder verbrachten etliche Unentwegte ihre Freizeit, tagsüber als auch abends, in den ehem. Schulräumen, um unsere neue gute Stube auf Vordermann zu bringen. Viele Samstage wurden seitdem mit größeren gemeinschaftlichen Arbeitseinsätzen verbracht.
Zunächst mussten jedoch die hiesigen Räume ausgeräumt und grundgereinigt werden. Man hätte hier durchaus einen Werbefilm über die Leistungsfähigkeit moderner Putzmittel drehen können. Aber das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.
200 Liter Wand- und Deckenfarbe, 10 Liter Lack für Türen und Schränke, viele Rollen Tapete, 250 Meter Elektrokabel sowie 200 Meter Lautsprecher- und Tonleitungen, 30 Meter Wasser- und Abwasserrohrleitungen und rund 1000 Dübel und 1500 Spax-Schrauben waren nötig, um die vorgestellte Verwandlung zu vollziehen. Wichtig war ein Fußboden, um hier Volkstanz durchführen zu können, und zwar ohne Gelenkbeschwerden. Nach umfangreichen Recherchen und Beratung durch Fachfirmen wurde ein Lösungsansatz realisiert, der bislang von allen gelobt wird, die den Fußboden als Tanzboden genutzt haben: Auf einen Untergrund aus 20 mm feuerhemmenden Noppenschaum wurden zwei Lagen OSB bzw. BSB-Platten entgegengesetzt verleimt verlegt und abschließend 3mal geschliffen und mit Parkettlack versiegelt. Mit diesem Fußboden wurde eine optimale Lösung gefunden, Gesundheit und Finanzen in Einklang zu bringen und trotzdem einen für die gewünschten Zwecke geeigneten Tanzboden zu erzielen.
Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass hier noch etliche Liter Fugenleim und Sockelleisten hinzukamen, um den Fußboden fertigzustellen. Die Fenster erhielten zum Abschluss aller Arbeiten dann noch 15 passende Jalousien.
In diesem letzten Quartal bis zum 3. Dezember 2016, dem Termin unserer ersten Weihnachtsfeier hier an diesem Ort, konnten sich die Vereinsmitglieder jeglichen Gang in Fitnesseinrichtungen sparen; jede Menge Schweiß war nötig, um die Räume herzurichten und zu verschönern.
Was man aber nicht vergessen darf, parallel hierzu musste auch die alte Gildestube ausgeräumt, alles hierher transportiert und in Räumen und Gängen zwischengelagert werden.
Was das heißt, kann jeder nachvollziehen, der einmal nach rund einem Vierteljahrhundert umgezogen ist. Denn dann weiß man, was sich in den vielen Jahren alles so ansammelt. Soll heißen, es wurde auch die Gelegenheit genutzt, sich von einigen Sachen zu trennen und diese auf die Deponie am Bastwald zu verabschieden.
Nur ein Beispiel zu einer Problematik, die den Verein als erstes ereilte: Woher die vielen benötigten Umzugskartons nehmen? Hier half die Firma STi (Stabernack) vollkommen unkompliziert weiter. Im Hausmeister der hiesigen Schule, Herrn Uwe Schnabel, wurde ein kompetenter Ansprechpartner gefunden, der den Vereinsmitgliedern immer wieder gerne und unbürokratisch unter die Arme griff.
Nach und nach konnte man in den letzten Monaten des Jahres 2016 den Fortschritt der Ende August begonnenen Renovierungsarbeiten erkennen:
Trachten- und Lagerraum wurden als erstes fertig und eingeräumt, der erste Fußboden wurde in der neuen Küche verlegt, Geräte installiert und anschließend die Küche gebrauchsfertig gemacht. Weitere umgezogene Schränke aus der ehemaligen Gildestube wurden vom alten Schmutz befreit und warteten geduldig auf ihren Neuanstrich und den Einzug in die neuen Räumlichkeiten. Ein Elektro-, Beleuchtungs- und Beschallungskonzept wurde umgesetzt und installiert, Tanzraum und Gildestube gestrichen und tapeziert, die Arbeiten für den Tanzfußboden abgeschlossen.
Am Ende sind wohl mehr als 1.000 Arbeitsstunden für die notwendigen Renovierungsarbeiten zusammengekommen. Nicht immer war es einfach, die unterschiedlichen Meinungen zu bündeln und zu kanalisieren; gar manchmal lagen auch die Nerven blank, aber am Ende ist es gelungen, ein neues Vereinsheim zu schaffen, das äußerst zweckmäßig ist, sehr ansehnlich und gemütlich gestaltet wurde sowie hoffentlich die nächsten Jahrzehnte unsere Lauterbacher Trachtengilde begleiten wird.